Zwei wundervolle Tage am Hof Leutenecker sind zu Ende gegangen – und was für ein Erfolg sie waren! Die Fotoausstellung *Vegan My Story* hat begeistert: Ihr wart zahlreich da, habt die Bilder betrachtet, die inspirierenden Geschichten gelesen und dabei unzählige spannende Gespräche geführt. Die Ausstellung hatte das Ziel, die Vielfalt der vegan lebenden Menschen und ihre ganz individuellen Beweggründe für eine pflanzliche Ernährung zu zeigen – und genau das wurde spürbar. Für mich persönlich sind solche Geschichten immer das Spannendste!
Ein riesiges Dankeschön an den Hof Leutenecker, der diese Ausstellung möglich gemacht hat. Es passte einfach perfekt zu euch – von der Atmosphäre bis zu den köstlichen Maultaschen, Kuchen und Cupcakes. Danke, Anja, für deine Offenheit gegenüber dieser Idee – ich freue mich schon riesig auf das, was noch kommen wird! Ihr könnt gespannt sein.
Ein weiterer Dank geht an Vanessa und Isabella von Hop Around the World! Eure Biere waren das perfekte Highlight zu diesen Tagen und haben das Ganze wunderbar abgerundet. Danke für eure Unterstützung und euer Dabeisein! ❤️
Und jetzt dürft ihr in Ruhe die Geschichten der Teilnehmer*innen und ihre Bilder hier im Blogpost lesen und betrachten. Viel Spass damit!
MELANIE
Hi, ich bin Melanie (35) und lebe seit knapp 5 Jahren vegan. Davor habe ich mich 17 Jahre
vegetarisch ernährt, da ich Fleisch noch nie wirklich mochte. Ohne meinen geliebten Käse und
Joghurt konnte ich mir mein Leben aber nicht vorstellen. VeganerInnen fand ich immer seltsam und ich war davon überzeugt, dass man als vegan lebende Person auf alles verzichten muss und keinen Spaß mehr am Essen hat.
Ende 2019 bin ich auf der Suche nach irischen InfluencerInnen zufällig über den Account der kanadischen Aktivistin Erin Ireland gestolpert. Ihr Content hat mich dazu bewegt, meinen Konsum von tierischen Produkten zu überdenken. Ist mein Genuss wirklich mehr wert als das Leben eines Tieres? Möchte ich, dass wegen mir andere Lebewesen so sehr leiden müssen?
Nach einer „Testphase“ haben mein Mann und ich entschlossen, dass wir uns zu 100%
pflanzlich ernähren wollen. Die Corona-Pandemie und ein Umzug nach Dublin machten uns den Anfang leichter: Keine Besuche bei Familie und Freunden, (noch) keine Lieblingsrestaurants oder Produkte im Supermarkt und on top unendlich viel Zeit sich mit dem Thema zu beschäftigen.
Nach 5 Jahren kann ich sagen: Eine der besten Entscheidungen meines Lebens! Als VeganerIn muss man zwar manchmal etwas mehr im Voraus planen (z.B. bei Einladungen oder Restaurantbesuchen), ansonsten vermisse ich aber nichts. Ganz im Gegenteil – ich habe meine Liebe für das Kochen
wiederentdeckt und es gibt so viele vegane Leckereien!
Mein Tipp wäre: Seid nicht so super streng mit euch selbst und anderen. Ihr verzichtet 2x die Woche auf tierische Produkte? Mega! Ihr wollt weiterhin Lederschuhe und Wolle tragen, aber euch pflanzlich ernähren? Yay! Jede/r muss für sich selbst den „richtigen“ Weg finden und leben.
Filmtipps:
Earthlings
Dominion
Das System Milch
Buchtipps:
How to argue with a meat eater – Ed Winters
How not to die – Michael Greger

BEN
Als ich zusammen mit meiner Frau Melanie den Veganismus für uns entdeckte, war es nicht,
weil uns jemand dazu geraten hatte. Es war auch nicht wegen eines Trends oder aus einem
flüchtigen Schuldgefühl nach dem Anschauen einer Dokumentation. Wir waren in Australien,
und plötzlich fiel uns auf, dass es hunderte pflanzliche Optionen gab – selbst in den
entlegensten Gegenden war eine pflanzliche Alternative zu finden. Gleichzeitig war es ziemlich
umständlich, in einem Van frische tierische Produkte mitzuführen. Also dachten wir: Lass es uns
versuchen!
Willkommen im Kaninchenbau. Gleichzeitig begann ich, viel über körperliche Leistungsfähigkeit,
Ernährung und allgemeines Wohlbefinden zu lesen, und mir wurde etwas Essenzielles über
mich selbst klar: Meine Werte konnten sich nicht mit einem System vereinen, das von Leid,
Umweltzerstörung und Ineffizienz profitiert. Je mehr ich lernte, desto weniger konnte ich es
rechtfertigen, wegzusehen.
Einer meiner wichtigsten Grundwerte in allen Lebensbereichen ist es, brutal ehrlich und
wahrhaftig zu mir selbst zu sein – und zu dem, wer ich bin.
Es war keine leichte Reise, aber es war eine bewusste. Ich entschied mich, mich auf das zu
konzentrieren, was ich kontrollieren konnte, und innerhalb meines Einflussbereichs zu bleiben.
Ich konnte nicht allein jede Politik ändern oder Jahrzehnte der Umweltzerstörung rückgängig
machen, aber ich konnte ändern, was auf meinem Teller lag. Jede Entscheidung, die ich traf –
jede Mahlzeit – wurde zu einer kleinen, aber bewussten Geste der Fürsorge. Für mich selbst. Für
die Tiere. Für den Planeten.
Ich habe neu angefangen. Als ich bei Microsoft anfing, inspirierte mich ein Zitat: jeden Tag neu
anzufangen. Jeden Tag treffe ich dieselbe Entscheidung: Schaden zu minimieren, mich ohne
Ausbeutung zu ernähren und zu einer nachhaltigen Zukunft beizutragen. Jeder Tag bringt neue
Herausforderungen, aber auch eine erneute Gelegenheit, meine Handlungen mit meinen Werten
in Einklang zu bringen.
Es geht nicht nur um Ethik; es geht auch um Ökonomie. Eine pflanzliche Ernährung ist einer der
einfachsten und gleichzeitig wirkungsvollsten Wege, den Klimawandel zu bekämpfen. Die
Tierhaltung beansprucht fast 80 % der landwirtschaftlichen Flächen, liefert aber nur 18 % der
globalen Kalorien. Diese Ineffizienz ist erschreckend. Wenn wir auf pflanzliche Systeme
umstellen, könnten wir Milliarden mehr Menschen ernähren, Wasser verschwenden reduzieren
und Treibhausgasemissionen drastisch senken. Die Daten sprechen nicht nur für den
Veganismus; sie fordern ihn geradezu.
Letztlich ist Veganismus nicht nur eine Ernährungsweise – es ist eine Erklärung. Es bedeutet zu
sagen: „Ich entscheide mich, die Welt als miteinander verbunden zu sehen. Und ich entscheide
mich, auf dieses Wissen zu reagieren.“ Jede Mahlzeit ist eine Abstimmung für die Art von Welt, in
der ich leben möchte – und die Welt, die ich hinterlassen möchte.
Veränderung ist schwer. Aber alles beim Alten zu lassen, hat Konsequenzen.
Wenn du es nicht änderst, wählst du es.
Mein Tipp, wenn es mal wieder schnell gehen muss: Vegane Chicken McNuggets

ANKA
Wie bist du zur veganen Ernährung gekommen?
Fleisch habe ich schon als Kind nicht gern gegessen. Ich weiß noch, wie sehr ich mich vor Knorpeln und Fettstreifen geekelt habe. Somit habe ich Fleisch nur widerwillig und eben dann gegessen, wenn es auf den Tisch kam.
Mit Anfang 20 habe ich schon so gut wie gar kein Fleisch mehr gegessen. Als ich dann im TV eine Reportage gesehen habe, in der über einen verunfallten Schweinetransporter berichtet wurde, habe ich mich dazu entschieden, offiziell vegetarisch zu leben.
Unglaublich, wie befreit ich mich in dem Moment gefühlt habe und wie schön es war, bei
gemeinschaftlichen Essen zu sagen „ich bin vegetarisch“. Natürlich durfte ich mir den ein oder
anderen Spruch anhören, doch meine Entscheidung wurde akzeptiert. „Aber vegan bist du nicht, oder? Das ist doch zu extrem. Da kannst du doch gar nichts mehr essen“, wurde mir jedoch auch immer mal wieder entgegengebracht. Damals konnte ich mir eine vegane Ernährung nicht vorstellen, denn auf Käse und Joghurt kann man doch nicht verzichten… oder?
Ich weiß auch noch, dass ich hin und wieder gefragt wurde, warum ich vegetarisch esse. „Du bist doch nicht so ein Öko, oder? Du machst das doch nicht wegen der Tiere, oder? Tssss!“ – Als wäre das das größte Verbrechen. „Natürlich nicht“, habe ich geantwortet, „mir schmeckt Fleisch einfach nicht.“
Mit Ende 20 habe ich angefangen, mich ehrenamtlich im Tierschutz zu engagieren. National und international habe ich mit in Not geratenen Tieren gearbeitet. Vom Elefanten bis zum
Meerschweinchen, von der Antilope bis zum Huhn. Trotzdem hat es dann noch ein paar Jahre
gedauert, bis sich der Schalter in meinem Kopf umgelegt hat und ich zugelassen habe, zu realisieren, was es überhaupt bedeutet, tierische Produkte zu konsumieren.
Ich rette Hühner aus Legebatterien, gebe ihnen Namen, sehe wie sie aufblühen und esse trotzdem Eier? Als dann eines Tages auf meinem Weg zum Bahnhof ein Tiertransporter an mir vorbeigerauscht und ohne zu bremsen in die Kurve gefahren ist, hat das Poltern der armen Wesen im Inneren des Anhängers endlich einen schmerzhaften Punkt in mir berührt. In dieser Sekunde wusste ich: Ich kann das alles nicht mehr unterstützen. Ich will nicht, dass Tiere für mich, meinen Konsum und meine Schwäche leiden müssen. Seit dem Tag lebe ich glücklich vegan – eine der besten Entscheidungen meines Lebens!
Was empfiehlst du jemandem, der anfangen möchte?
Sei offen und neugierig! Sei nicht zu streng mit dir selbst! Jeder Tag, an dem du vegan lebst, dich gegen die Pizza mit Käse, die Lederschuhe oder nicht vegane Kosmetik entscheidest ist ein Gewinn!
Stell dir die Frage, warum du vegan leben möchtest. Dir die Gründe vor Augen zu führen, wird dir helfen, über die Momente hinweg zu kommen, in denen du mit dir haderst. Außerdem wird dir sicherlich schnell bewusstwerden, dass dir
1. gar nichts fehlt
2. es heutzutage ein umfangreiches Angebot an veganen Lebensmitteln gibt und
3. dass es in den meisten Fällen die Gewürze sind, die den Geschmack ausmachen. Surprise!
Mir macht es Spaß, mich mit veganen Rezepten zu beschäftigen, die gerade auf Social Media trenden. Meist ist es super einfach, diese nachzumachen. Generell macht es super viel Spaß, mit frischen Zutaten zu kochen. Zu wissen, dass man der eigenen Gesundheit Gutes tut, ebenso der Umwelt und nicht zuletzt den Tieren, trägt dann schlussendlich genug dazu bei, dass das vegane Essen
hervorragend schmeckt.
Informiere dich! Tausche dich mit anderen vegan lebenden Menschen aus! Frage nach! Gehe
genussvoll und neugierig einkaufen. Schau dir die Inhaltsstoffe auf den Etiketten an!
Du wirst sehen: Sein Leben vegan zu gestalten ist viel, viel leichter, als du denkst und als es dir die Gesellschaft immer wieder vorgaukeln möchte. Lieblingsgerichte zu veganisieren ist heutzutage
einfacher denn je. Vegane Ernährung ist kein Verzicht (mehr), nur Genuss ohne Reue, ohne schlechtes Gewissen.
Denn seien wir mal ehrlich: Kein vernünftiger, gesunder Mensch, der einmal die Blockade im Kopf eingerissen hat und zulässt zu verstehen, was die Menschen den Tieren antun, kann noch mit
gutem Gewissen tierische Produkte konsumieren. Mach die Augen auf, schau dir Dokumentationen, Reportagen und Filme an, die dir zeigen, wie es in der Milchindustrie und auf Schlachthöfen zugeht. Danach kannst du gar nicht mehr anders, als Ekel zu empfinden. Ekel vor der Scheibe Käse auf deinem Brot, der mit Eiter versetzten Milch in deinem Kaffee, der zermatschten Tierleiche, aus der deine Frikadelle gemacht wurde…
Auch der Ekel vor dir selbst und davor, dass du diese ausbeutende Industrie so lang unterstützt und nicht hingesehen hast, gehört dazu.
Doch ab diesem Moment hast du es in der Hand. Wegen dir muss kein neugeborenes Kalb von
seiner Mutter getrennt werden, wegen dir muss die Mutterkuh nicht um ihr Baby schreien und
weinen, wegen dir müssen keine Küken geschreddert werden, Schweine ein qualvolles Leben lang dahinsiechen ohne einmal Sonne auf der Haut gespürt zu haben oder Enten auf Körpermasse
gezüchtet werden, sodass sie keinen Schritt mehr laufen können. Du kannst die Entscheidung für dich treffen. Jetzt sofort. Und ich verspreche dir: Es tut soooooo gut! Worauf wartest du noch?
Melde dich gern bei mir, erzähle mir deine Geschichte! Ich unterstütze dich so gut ich kann. Du findest mich als @AnkasGeblubber auf Social Media und ich freue mich auf den Austausch mit dir!

MARINA
Ich heiße Marina und ernähre mich seit 2012 vegan. Damals fühlte mich schon lange nicht mehr fit und beschäftigte ich mich zunehmend mit dem Gedanken, meine Ernährung zu ändern. Ich wollte mich wieder besser fühlen.
Ich hielt es bis dahin für völlig normal, tierische Produkte zu konsumieren und dachte, das gehöre einfach dazu. Doch etwas in mir sagte, dass ich meine Ernährung überdenken sollte –
nicht unbedingt vegan, aber gesünder. Mehr Gemüse, weniger Zucker, weniger Fett.
So kam ich schnell zur veganen Ernährung. Ein Buch, das mir dann zum 27. Geburtstag geschenkt wurde, hieß „Vegan for Fit“. Der Autor, dessen Name ich lieber nicht mehr erwähne, hatte seine eigene gesundheitliche Geschichte in das Vorwort des Buches gepackt, und ich fühlte mich sofort angesprochen. Es gab eine 30-Tage-Challenge mit veganen Rezepten, die mich neugierig machte.
Ich dachte mir: Warum nicht?
Es war ein Aha-Erlebnis! Das Kochen völlig neu zu denken, Zutaten zu entdecken, die ich vorher nicht kannte, und Gerichte zu zaubern, die mich überraschten – das war aufregend! Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich zum ersten Mal Käse aus Mandelmus und Hefeflocken probierte. So
etwas hatte ich nie für möglich gehalten, und es war einfach unglaublich spannend. Zu dieser Zeit gab es kaum vegane Ersatzprodukte für Käse oder Fleisch, und im Rückblick bin ich froh darüber. Denn das zwang mich, kreativ zu werden, und ich begann, neue kulinarische Welten zu entdecken – von der asiatischen bis hin zur afrikanischen Küche. Mein Horizont erweiterte sich enorm, und ich fühlte mich wie ein Entdecker im Supermarkt, auf der Jagd nach veganen Produkten.
Es war eine Zeit des Lernens und Forschen. Ich drehte Verpackungen um, studierte Zutatenlisten und beschäftigte mich intensiv mit Inhaltsstoffen. Der Moment, in dem ich zum ersten Mal zufällig ein
veganes Produkt fand, war wie ein kleiner Sieg. Es war pure Freude! Das hat mein Verhältnis zum Essen nachhaltig verändert und mir eine ganz neue Wertschätzung für die Nahrung gegeben, die ich zu mir nehme.
So endete meine eigentlich 30-Tage „Challenge“ bis heute nicht.
In meinem Leben spielte auch die Beziehung zu Tieren eine entscheidende Rolle. Zu Beginn meiner veganen Reise hatte ich Kaninchen, um die ich mich mit viel Hingabe kümmerte. Sie lebten in einem großzügigen Gehege plus Freigang im Garten, hatten Zugang zu frischen Wiesenpflanzen und ich beschäftigte mich intensiv mit ihrer artgerechten Haltung. Das machte es mir immer schwerer, die Realität in der Massentierhaltung zu ignorieren. Ich konnte nicht länger in einem System bleiben, das für das Wohl der Tiere keinerlei Verantwortung übernimmt. So führte meine Reise zur veganen Ernährung zu einer viel tieferen Auseinandersetzung mit der Art und Weise, wie wir Menschen mit der Natur und den Tieren umgehen.
Als Künstlerin, die hauptsächlich Tiere als Motiv wählt, Erzieherin und Natur- und Umweltpädagogin liegt es mir besonders am Herzen, das Bewusstsein für eine bessere Welt zu fördern – eine Welt, in der wir mehr im Einklang mit der Natur leben und die Verantwortung für unseren Planeten
übernehmen. Ich rede niemandem ins Gewissen, aber wenn mich jemand fragt, dann rede ich
Klartext. Denn in unserer globalisierten Welt sind unsere scheinbar ganz persönlichen Entscheidungen von enormer Tragweite für alle.
Mein Rat an alle, die mit dem Gedanken spielen, sich vegan zu ernähren:
Fang einfach an! Wer innerlich dafür bereit ist, wird es ohne Probleme schaffen. Die Produktvielfalt ist enorm gewachsen, das ist kein Hindernis mehr. Aber dieser „Klick-Moment“ muss einem selbst kommen – den kann dir niemand abnehmen. Es ist eine Reise, die jede*r für sich selbst antritt, aber ich verspreche dir: Sie lohnt sich. Vegan zu leben ist nicht nur eine Entscheidung für die eigene
Gesundheit, sondern auch für eine bessere Welt für alle Lebewesen.
Es soll nicht Perfektionismus das Ziel sein, auch ich habe noch viel Luft nach oben, was eine nachhaltige Lebensweise betrifft. Aber wir müssen anfangen, damit Veränderung real werden kann.
„Unser Kassenbon ist unser Stimmzettel. Jedes verdammte mal.“

DIANA
Ich glaube, dass ich schon sehr empathisch – wenn nicht sogar vegan – geboren wurde und es der Gesellschaft – insbesondere meiner Familie – immer schon schwerfiel, mir die Empathie und die
Liebe zu Tieren aus dem Leib und Geist zu prügeln. Durch jahrzehntelange Gehirnwäsche hat das leider dann trotzdem funktioniert und ich habe jahrelang gegen meine eigenen Gefühle – und damit gegen mich selbst und gegen all meine Werte – „angegessen“. Stets im sehr stillen Bewusstsein, dass es falsch ist, Tiere zu essen.
Das große Aufwachen kam viel zu spät: In meiner ersten
Schwangerschaft vor acht Jahren habe ich mich gefragt, warum ich eigentlich Milch gebe. Es war, als wären da mein wahres Ich und mein verdrängtes Bewusstsein wieder erwacht. Ich habe plötzlich „gesehen“. Ich habe die Kühe gesehen, die Schweine, die Hunde – einfach alle Tiere und ihr Leid. Ich habe wahnsinnig viel geweint in dieser Schwangerschaft, weil ich das Leid der Tiere plötzlich nicht mehr verdrängen konnte und die kognitive Dissonanz nicht mehr mit meinem kompletten Dasein
vereinbaren konnte: Wie kann ich mein eigenes Kind lieben und das Leid anderer Mütter ignorieren? Wie kann ich meine eigenen Hunde streicheln und lieben und andere Tiere essen? Dann kam unser erster Sohn zur Welt, ich habe ihn gestillt und hatte Gefühle, die ich bis zu dem Zeitpunkt gar nicht kannte – die Gefühle einer Mutter, ganz egal ob in menschlicher oder tierischer Gestalt.
Es war einfach wie ein Erwachen, für das ich sehr dankbar bin, weil es mir eine ganz neue, bessere Sphäre des menschlichen Daseins eröffnet hat. Es ist einfach so falsch, diesen Holocaust, der überall auf der Welt stattfindet, mitzutragen. Wir leben in einer Hölle auf Erden, die wir nur verlassen können, wenn wir alle erkennen, dass Tiere mit uns da sind und nicht für uns. Ich wünsche jedem Menschen, dass er auch eines Tages erwacht.
„Was empfiehlst du jemandem, der gerne starten möchte?“
Ich empfehle jedem, der sich noch schwer tut, sich immer wieder das Leid der Tiere vor Augen zu führen beziehungsweise ins Bewusstsein zu rufen. So fiel es mir dann plötzlich auch sehr leicht, auf Käse oder Fisch zu verzichten. Ich stand mehrmals vor der Wahl, vegan oder Tierleidprodukte zu essen und habe dann zum Beispiel immer wieder die Mamakuh vor meinem inneren Auge gesehen, die um ihr Baby weint, das ihr entrissen wurde. Ich habe mir das Leid der Tiere bewusst in den Kopf gerufen und ausgemalt.
Ich habe mir die Hühner vorgestellt, die unter größten Schmerzen ein viel zu großes Ei aus ihren
geschundenen, kranken Körpern pressen müssen, ich habe die Fische gesehen, die stumm leiden und verzweifelt nach Luft schnappen. Man könnte auch einfach sagen: Ich habe die Augen nicht mehr verschlossen, auch das innere Auge nicht. Schon nach kurzer Zeit gab es für mich dann kein Zurück mehr.
Denn mein vermeintlicher schneller Genuss ist es nicht wert, dass dafür Tiere leiden und sterben müssen.

ANJA
Früher war ich eine absolute Fleischliebhaberin und leidenschaftliche Käseesserin. Der Gedanke, vegan zu leben, schwirrte zwar immer mal wieder in meinem Kopf herum, doch ich habe ihn nie wirklich umgesetzt.
Stattdessen habe ich lange erfolgreich verdrängt, woher das Essen auf meinem Teller wirklich kam – bis zu dem Tag, an dem ich mit meiner Familie zum Fischeinkauf ging und miterleben musste, wie ein Fisch direkt vor meinen Augen getötet wurde.
Das war der Wendepunkt: Von da an habe ich begonnen, mich vegetarisch zu ernähren.
Zwischendurch habe ich immer mal wieder versucht, einen Schritt weiterzugehen, aber es fiel mir leicht, die Realität hinter der Milchindustrie auszublenden.
Dann, Anfang April 2020, stieß ich zufällig auf ein Video von „Vegan ist ungesund“. Darin sprachen die beiden Jungs Passant*innen an, ob sie den „Horrorfilm des Jahres“ sehen wollten.
Im Video wurden vor allem die Reaktionen der Zuschauenden gezeigt, und das hat mich tief berührt.
Der „Horrorfilm“ war die Dokumentation Dominion von Dominion Movement, bei der unter anderem Joaquin Phoenix und Sia Teile der Doku sprechen. In dem Moment war mir klar: Ich muss mir diese Dokumentation ansehen.
Mein Mann und ich haben uns die zwei Stunden auf mehrere Tage aufgeteilt, weil die Bilder des Leids und die unfassbaren Einblicke in die Massentierhaltung kaum auszuhalten waren. Schon nach den ersten Minuten war mir jedoch klar, dass es für mich keinen Weg mehr zurück gab, das zu
verdrängen.
Die Entscheidung, vegan zu leben, habe ich nie bereut. Es fühlt sich gut und richtig an, Verantwortung zu übernehmen – ein Weg, der nicht nur das Leid der Tiere reduziert, sondern auch einen positiven Beitrag für die Umwelt leistet.

OLIVER
Dass ich mich pflanzlich ernähre hat vor vier Jahren mit einer Challenge gegen mich selbst begonnen. Einen Monat ohne tierische Produkte im Essen. Bereits ein Jahr zuvor hatte ich auf dieselbe Art begonnen auf Fleisch und Fisch zu verzichten.
Zugegebenermaßen gab es für mich nahezu perfekte Rahmenbedingungen um diese Challenge
erfolgreich zu gestalten, denn meine Frau ernährt sich schon länger pflanzlich und zaubert daher in der Küche immer leckere Gerichte. Ich musste mich also „nur“ an den Tisch setzen und mitessen.
Wie früher wenn ich beim Tauchen im Schwimmbad auf die Stoppuhr schaute, packte mich der Ehrgeiz und ich wollte wissen wie lange ich es ohne tierische Produkte „aushalte“. Dass ich von aushalten spreche zeigt wie auch ich über Essen gedacht habe. Käse, Milch, Fisch, Fleisch…alles war zentraler Bestandteil meiner Ernährung und das über fast 35 Jahre hinweg.
Neben dem reinen „aushalten“ wollte ich mehr über den Konsum von Fleisch, Käse und Co. lernen. Ich las Bücher und lernte, dass Käse, bzw. darin enthaltene Stoffe, im Gehirn an den selben
Rezeptoren andocken wie es Heroin macht. Ah…deswegen fällt mir das so verdammt schwer auf ihn zu verzichten. Ich sah mir Dokumentationen an und war schockiert was für ein großes Leid und welch abartige Misshandlung Schweine, Kühe, Hühner etc. ab Geburt über sich ergehen lassen müssen damit…ich was auf dem Teller hab?
Das hat für mich immer weniger Sinn ergeben. Und so wuchs mein Kenntnisstand und ich bin bis heute bei der rein pflanzlichen Ernährung geblieben. „Rein“ meint ehrlicherweise 95 Prozent. Manchmal vergreif ich mich zum Beispiel im Regal des Supermarkts und dann ist auf der Zutatenliste meines Fehlgriffs doch das berühmt berüchtigte Süßmolkepulver zu finden. Da ich mich aus Überzeugung und nicht aufgrund einer Unverträglichkeit pflanzlich ernähre, wird der Fehlgriff dann trotzdem verwertet. Allein schon weil ich nichts verschwenden möchte.
Mein erster Tipp für Einsteiger: Das Wort „vegan“ scheint bei Teilen der Gesellschaft einen
Triggerpunkt zu treffen.
– „was kann man da noch essen…“
– „das ist nicht gesund, der Mensch brauch Fleisch zum überleben“
– „die Kuh gibt doch sowieso Milch, da kann man sich doch auch was nehmen“
– „bei meinem Mezger weiß ich woher es kommt“
Diese und weitere sind allgemein typische Reaktionen auf pflanzliche Ernährung. Im Speziellen meine ich zu beobachten, dass „vegan“ anderen sogar verstärkt solche Aussagen entlockt. Warum? Uff…das ist glaube ich höchst individuell und kann zig Ursachen haben. Meine Erfahrung ist, dass das Wort „pflanzlich“ gesellschaftlich etwas verträglicher zu sein scheint und die
Rechtfertigungsversuche nicht ganz so vehement vorgetragen werden. Da ich ja niemanden
missionieren will, fühlt sich „pflanzlich“ dann auch für mich besser an.
Mein zweiter Tipp: Sei fair zu Dir selber. Ich habe gerne Fleisch, Käse und Co. gegessen. Und ab und an vermisse ich den Geschmack. Das ist kein Versagen, das ist absolut ok, denn es ist das Ergebnis meiner anerzogenen Gewohnheiten. Für solche Flashbacks die immer vorkommen werden nutze ich bewusst Ersatzprodukte. Ja da sind Zusatzstoffe drin. Sind sie in allen verarbeiteten Lebensmitteln, egal ob pflanzlich oder nicht. Pflanzliche Ersatzprodukte werden dadurch also nicht noch
schlechter als es andere Fertiggerichte sind. Und wenn sich jemand daran stört, dass es „Steak, Milch oder Wurst“ heißt…frag doch mal wie die Person zu Fleischtomaten oder Orangensaft mit
Fruchtfleisch steht. Lass mich raten…„das ist doch was ganz anderes“.

VANESSA
Bevor ich vegan wurde, habe ich bereits über 14 Jahre vegetarisch gelebt. In meiner Freizeit bin ich sehr viel gelaufen und dabei auch auf den Podcast „bevegt“ gestoßen, der sich mit veganer Ernährung und Laufsport befasst. Nicht wenige Leistungssportler ernähren sich inzwischen rein pflanzlich und erkennen dabei Vorteile wie zum Beispiel einer schnelleren Regeneration.
Zunächst war ich einfach nur neugierig und fing nach und nach an mehrere Tipps umzusetzen, die ich aus dem Podcast für mich mitnahm. Sportlich merkte ich definitiv positive Veränderungen für mich, aber auch körperlich fühlte ich mich total super! Als ich mich dann schon fast komplett
vegan ernährte, rückten aber nach und nach viel stärker die ethischen Gründe (für mich letztlich DER Grund FÜR vegane Ernährung) und Auswirkungen auf die Umwelt in den Fokus und ich stieg auf eine rein pflanzliche Ernährung um.
Vor allem ein Aspekt war für mich ausschlaggebend: als mir klar wurde, dass Kühe nicht Milch
geben, weil sie Kühe sind – sondern, welch eine Überraschung, MÜTTER !
Und welches Leid die Milchindustrie für Kühe bedeutet und ebenso Tiere dafür sterben, was ich ja eigentlich schon zu meinen vegetarischen Zeiten unbedingt verhindern wollte. Ein Weg zurück zu tierischen Produkten? Für mich undenkbar! Inzwischen habe ich sogar 2 vegane und gesunde
Schwangerschaften hinter mir und befinde mich in meiner 2. veganen Stillzeit.
Was würdest du jemandem empfehlen, der neu einsteigen möchte?
1. Sich nicht unter Druck setzen. Das führt nur zu Frust. Such Dir erst EINE Sache aus, die
Du ersetzen möchtest z.B. Milch im Kaffee. Und dann: Probier dich durch! Es gibt soooo
viele Milchalternativen. Hafermilch schmeckt anders als Sojamilch oder Mandelmilch.
Auch schmeckt nicht jede Hafermilch gleich. Bleib dran, bis du gefunden hast, was Dir
gut schmeckt. Dann erst die nächste Sache z. B. Käse ersetzen (auch da wieder:
durchprobieren) oder Eier weglassen….
2. Such dir Gleichgesinnte zum Austausch, sei es in einer Online-Commuity oder Profile auf
Instagram. Mich hat das immer total motiviert dran zu bleiben und ich hab viel über
meine Ernährung gelernt.

CAROLA
Ich habe mich schon einige Jahre vegetarisch ernährt, aber 2020 wollte ich mehr ausprobieren und bin mit dem Veganuary ins neue Jahr gestartet – als persönliche Challenge.
Mit zugegeben, auch ein paar Vorurteilen. Ich habe mich für einen Newsletter angemeldet, Rezepte getestet und ein paar der empfohlenen Dokus angeschaut. Die haben mich richtig umgehauen.
Die Bilder und Infos waren so krass und bedrückend, dass ich danach nicht mehr einfach
weitermachen konnte wie vorher.
Im Februar habe ich dann erfahren, dass ich mit meinem zweiten Kind schwanger bin. Das hat alles noch klarer gemacht: Für mich gab es keinen Weg zurück. Es fühlte sich einfach richtig an, komplett vegan zu leben – für mich, meine Kinder und die Welt, in der sie groß werden.
Seitdem ist vegan für mich nicht Verzicht, sondern eine Entscheidung für mehr Mitgefühl und ein kleines bisschen Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

TATJANA
Wie bist du vegan geworden?
Ich habe für den SWR 15 Jahre Tierfilme produziert. Auch viele über Tierschutz. Meine Beiträge zu Rindertransporten haben mir die Augen geöffnet. Hinter der Milch steckt das größte Tierleid. Ich war in Schlachthöfen, an Orten, an die nicht jeder kommt, die aber jeder gesehen haben sollte.
Dann, so bin ich überzeugt, würden die meisten vegan leben. Tierleid ist leider grenzenlos.
Das muss aufhören!
Was empfiehlst du Jemandem, der sich vegan ernähren möchte?
– Auf Social Media veganen Gruppen folgen. Dort bekommt man jede Menge Tipps zur veganen
Ernährung.
– Oder mein veganes Kochbuch kaufen, da zeige ich wie einfach die vegane Küche sein kann.
Fast alle Rezepte kommen mit wenigen Zutaten aus und sind kinderleicht zu kochen.

LISA
Mit meinem Mann und unseren beiden Kindern (5 und 8 Jahre) leben wir seit 7 Jahren vegan (eine Schwangerschaft davon war eine rein pflanzliche), d.h. sie sind so aufgewachsen und es ist völlig selbstverständlich für sie.
Ich bin gelernte Erzieherin und arbeite auch in diesem Beruf. Nebenbei habe ich das Fernstudium zur veganen Ernährungsberaterin gemacht, damit ich Menschen die dafür offen sind
„an die Hand nehmen“ und besser unterstützen kann.
Als Kind wollte ich Tierschützerin werden (ich hatte schon immer einen ausgeprägten
Gerechtigkeitssinn) und habe durch Zufall eine Doku gesehen, in der Tiere geschlachtet wurden.
Danach gab es immer mal kurze Zeit in der ich kein Fleisch mehr gegessen habe.
Damals hielt ich das nicht lange durch denn es wurde als „normal“ verkauft. In meiner Jugend aß ich überwiegend vegetarisch, aber nicht vollständig und irgendwann als unsere Tochter noch sehr klein war fasste ich den Entschluss keine Tiere mehr zu essen, auch wenn mir z.B. Fisch sehr gut
schmeckte.
Für Mann und Tochter habe ich anfangs noch selten Fleisch (Bio- weil ich dachte es sei aus einer
artgerechteren Haltung) gekauft, dennoch habe ich mich davor geekelt. Im Jahr 2016 haben mein Mann und ich eine Gesundheitsdoku geschaut („Hope for all- unsere Nahrung, unsere Hoffnung“) und diese hat unsere komplette Sichtweise verändert. Wir haben uns überlegt wie wir
mitverantwortlich sein wollen in unserem Handeln- für unsere Gesundheit, den Welthunger und dem abartigen Tierleid.
Wir wollen Vorbild sein und haben quasi über Nacht auf vegan umgestellt und uns umfassend
informiert. Wir haben keinen Tag bereut diesen Schritt gegangen zu sein und unsere Kids sind stolz, dass Tiere wirklich ihre Freunde sind.
Heute will ich motivieren für die pflanzliche Lebensweise und wünsche uns allen eine friedliche
Zukunft mit gesünderen Menschen und glücklichen Tieren.
Veggies by Lis auf Instagram

LAURA
Meine Reise zur veganen Ernährung:
Alles begann bereits in der Grundschule, als ich in der 4. Klasse eine Präsentation erstellen sollte. Das Thema durfte ich frei wählen, und da ich schon immer eine große Liebe zu Tieren und zur Natur verspürt habe, war mir schnell klar, dass es um Tiere gehen würde. Aber welche Tiere?
Durch Zufall stieß ich auf YouTube auf Dokumentationen über Massentierhaltung, die mich zutiefst erschütterten. Die Bilder, die ich sah, ließen mich nicht mehr los und ich brach in Tränen aus. Schon in so jungen Jahren konnte ich das Gefühl der Ohnmacht nachvollziehen, das mit der Auseinandersetzung mit solchen Themen einhergeht. In diesem Moment traf ich die Entscheidung, mich
vegetarisch zu ernähren und kein Fleisch mehr zu essen.
Mit der Zeit ließ dieses Engagement jedoch nach, und ich begann wieder Fleisch zu konsumieren. Auch wenn ich nie eine große Fleischesserin war, hatte es dennoch wieder seinen Platz in meiner
Ernährung. Ich war neun Jahre alt.
Sechs Jahre später kam ich wieder mit den Themen Tierhaltung und Umweltzerstörung in Berührung. Die sozialen Netzwerke dienten nun nicht mehr nur der Unterhaltung, sondern auch als Informationsquelle. Die Inhalte, die ich fand, riefen dieselben Gefühle der Ohnmacht hervor wie damals und die Ungerechtigkeit, die auf dieser Welt herrscht, wurde mir noch bewusster. Fragen über die Ausbeutung von Tieren, die Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesundheit der Menschen ließen mich nicht mehr los.
Diese Fragen führten mich zu einer klaren Entscheidung: Ich möchte nicht länger Teil dieses Systems sein. So entschloss ich mich, wieder vegetarisch zu leben – doch diesmal wusste ich, dass dies nur eine Übergangsphase war, bis ich vollständig auf eine vegane Ernährung umsteige. Anfangs hielten mich vor allem noch Spiegeleier und Käse davon ab, vollständig pflanzlich zu essen.
Seit ca. 2016 lebe ich nun vegan und bin schon stolz auf mich. Vor allem in den Anfangszeiten war es nicht immer einfach als junger Mensch damit klarzukommen, dass plötzlich viele etwas zu meiner Ernährungsform zu sagen hatten, aber im Gegenzug gar nicht zuhören wollten.
Für mich bedeutete Veganismus endlich im Einklang mit den eigenen moralischen Wertevorstellungen leben zu können.
Ein paar Tipps, die ich jedem geben kann, der den Übergang zur pflanzlichen Ernährung anstrebt: Nimm den Druck raus. Sei nicht zu streng mit dir selbst. „Veganisiere“ deine Lieblingsrezepte oder probiere völlig neue Dinge aus – hab einfach Spaß dabei, das ist wichtig. Die vegane Bewegung soll keinen Verzicht bedeuten, sondern eine Bereicherung für dich und deine Umwelt darstellen. Gibt Dir Zeit, es ist ein Marathon – kein Sprint! 🙂

SILVIA
Mein veganer Weg fing vor ca. 28 Jahren an. Ich habe Psoriasis und litt damals sehr unter dieser Stoffwechselerkrankung. Durch meine Schwiegermutter bekam ich Kontakt zu einem Physiotherapeuten, der auch ein „Heiler“ war.
Dieser sagte mir damals, er könne mir helfen, ich müsste jedoch ab sofort auf tierisches Eiweiß verzichten. Zusätzlich müsste ich auch glutenhaltiges Getreide vermeiden.
Der Anfang war sehr hart. Nicht nur dadurch, dass es nur wenige Reformhäuser und Bioläden gab, die Preise hoch waren und die Auswahl an Produkten ziemlich eingeschränkt war. Ständige Rechtfertigung, kaum jemand in meinem Umfeld kannte sich mit Ernährung und Nahrungsmittelunverträglichkeiten aus.
Ich hatte anfangs niemand, mit dem ich mich austauschen konnte. Aber diese Art der Ernährung half mir – meine Psoriasis war nach ca. vier Wochen kaum noch sichtbar. Sobald ich mich nicht an meine neue Ernährung hielt, kam sie wieder, sodass es mir mit der Zeit immer leichter fiel, mich weiterhin an diese zu halten.
Und ich bekam über die Jahre Kontakt zu Menschen, die sich ebenso vegan ernähren – sei es aus gesundheitlichen Gründen oder aber, weil ihnen Tierwohl und unsere Umwelt am Herzen liegt.
• Mache dir bewusst, warum es dir so wichtig ist, dich vegan zu ernähen das erleichtert dir den Anfang
• Lieber in kleinen Schritten neue Gewohnheiten festigen
• Probiere viele verschieden Produkte aus – es gibt große Unterschiede im Geschmack
• Du musst dich vor niemandem rechtfertigen!!!
• Finde Gleichgesinnte – tausche dich aus
• Achte auf regelmäßige Blutuntersuchungen

ANDREAS
Durch spannende Gespräche mit Vegetariern und Veganern aus meinem privaten und beruflichen Umfeld. Ich fand Ihre Beweggründe interessant und ihre Argumente logisch und überzeugend.
Nachdem ich den Film EARTHLINGS angeschaut habe, gab es für mich keine andere Alternative mehr, als die unsägliche Nutztierhaltungsindustrie nicht mehr durch meinen Konsum
mitzufinanzieren.
*Was rätst Du Menschen, die vegan leben wollen?*
Ich denke, wenn man das „Warum“ erst einmal verstanden hat, dann ist das „Wie“ nur eine
Google-Suche entfernt. Wir züchten pro Jahr 82 Milliarden Nutztiere künstlich in ein jämmerliches Leben, verstümmeln und mästen und töten sie – diese ethische Dringlichkeit sollte niemanden kalt lassen.
In der westlichen Welt stammen 98% der tierischen Produkte aus Massentierhaltung. In jedem
Supermarkt-Produkt, auf dem nicht das vegan-Siegel klebt, sind tierische Produkte aus der Massentierhaltung enthalten. Jede Pizza, jeder Döner, jedes Grillhähnchen, jede Mahlzeit in einem
Restaurant usw.. Der Metzger oder der Bauer von nebenan, von dem vermeintlich jeder immer alles kauft, ist in den allermeisten Fällen, wenn man ehrlich mit sich selbst ist, ein kleiner Anteil und
ansonsten Selbstbetrug und Schönfärberei.
*Was ist das Schwerste bei der veganen Lebensweise?*
Die dummen Sprüche der Mitmenschen auszuhalten. *lacht*
*Hast Du noch einen Praxistipp?*
Die kostenlose App „Tägliches Dutzend“ (von NutritionFacts.org) unterstützt unkompliziert dabei, dass man über seine pflanzliche Ernährung alle nötigen Mikro- und Makronährstoffe erhält.

JULIA
Eigentlich bin ich durch meinen Mann zur veganen Ernährung gekommen. Er sollte sich aus
gesundheitlichen Gründen testweise zwei Monate lang vegan ernähren. Da ich keine Lust hatte, zwei verschiedene Gerichte zu kochen, entschied ich mich, einfach mitzumachen. Da wird beide grosse Fleischessen waren, hatte ich davor erstmal Bammel, es mussten also gute Rezepte her! Gott sei dank, gibt es Instagr
Bereits nach zwei Tagen spürte er eine deutliche Verbesserung seiner gesundheitlichen Probleme, und auch ich merkte schnell, dass es mir besser ging. Meine Verdauung lief viel reibungsloser, und das typische Mittagstief nach dem Essen blieb aus.
Also habe ich dann einfach weitergemacht und begann, mich intensiver mit dem Thema zu
beschäftigen. Ich schaute mir alle Dokumentationen an, die kostenlos auf den Streamingplattformen verfügbar waren, weil mich das Thema sehr interessierte – zum Beispiel
*What the Health*
*Cowspiracy*
*Dominion*
Der Film *Dominion* hat mich besonders bewegt. Ich musste ihn dreimal abbrechen, weil es so schwer war, das Tierleid zu sehen und zu hören. Ich habe dabei sehr viel geweint. Nach diesem
Erlebnis war für mich klar: Von heute an werde ich mich zu 100 % vegan ernähren.
Dieses Tierleid wollte ich nicht länger unterstützen. Je mehr Dokumentationen und Berichte ich
gesehen habe, desto klarer wurde mir, dass mein bisheriger Konsum von Fleisch und Käse falsch war. Das Einzige, was ich bereue, ist, dass ich nicht schon früher vegan geworden bin.
Was ich jemandem empfehlen möchte, der mit der veganen Ernährung starten möchte:
1. **Finde Gleichgesinnte.** Gemeinsam fällt der Einstieg leichter.
2. **Suche dir gute Quellen für einfache Rezepte.**
Es gibt viele tolle Kochbücher und Instagram-Accounts mit unkomplizierten und leckeren veganen Rezepten. Ich selbst liebe gutes Essen und habe durch die vegane Ernährung meinen Gewürzschrank und meinen kulinarischen Horizont erweitert. Es gibt so viele köstliche Gemüsesorten, die ich früher kaum beachtet habe und heute liebe!
Mach es dir am Anfang nicht zu kompliziert und setze dich nicht zu sehr unter Druck. Wenn du allerdings von null auf hundert gehen möchtest, empfehle ich dir, dir unbedingt die Dokumentation *Dominion* anzuschauen.
Meiner Meinung nach zeigt der Film so eindringlich die Realität, dass jemand, der danach immer noch Fleisch isst und Milch trinkt, definitiv an Empathie mangelt.

Bild: Laura Neu
CHRISTINE
Seit über 40 Jahren Vegetarierin und seit über 10 Jahren Veganerin
Sie liebt Yoga, Natur und natürlich die Tiere
Seit meinem 10. Lebensjahr bin ich Vegetarier – das ist schon ziemlich lange her. Damals wurde mein Lieblingspferd, mit welchem ich aufgewachsen bin und jede freie Minute mit ihm verbracht habe, altersbedingt geschlachtet. Damals entschied ich mich dann ab sofort kein Fleisch, Wurst & Co. mehr zu essen und bekam hier erst mal etwas Gegenwind von meinen Eltern. Hier war Fleisch & Wurst oft auf dem Tisch, da mein Opa sowie auch Onkel Metzger waren.
Die ersten paar Wochen habe ich dann noch Salami gegessen – nun ich war ja doch noch ein kleines Kind. Meine Mutter sagte dann damals zu mir: Wenn in einer Wurst Pferdefleisch verarbeitet wäre, dann am ehesten in der Salami. OK – ich erwidert damals dann trotzig, dass ich dann eben ab sofort auch keine Salami mehr essen würde. So wurde ich für lange Zeit Vegetarier.
Kurz vor meinem 40. Geburtstag – etwa im Januar 2014 wurde von meinem Yoga-Studio eine
Challenge „Fit for vegan“ mit Yoga und Lauftraining angeboten. Zu der Challenge habe ich mich dann direkt angemeldet und war für 40 Tage mit dabei. Für mich war zu diesem Zeitpunkt ganz klar, dass ich VEGAN einfach mal ausprobieren möchte –es aber nach den 40 Tagen definitiv keine Option für mich wäre. Ausgestattet mit einem veganen Kochbuch von Atilla Hildmann „Fit for Vegan“ habe ich mir damals dann eine Einkaufsliste geschrieben und bin mit diesen teilweise total unbekannten Lebensmitteln auf der Liste in den nächsten Biomarkt gefahren. Völlig orientierungslos musste ich hier mehrmals das Fachpersonal um Hilfe bitten, wo ich nun was im Regal finden kann. Nach dem Einkauf ging es mit meinem „neuen“ Lebensmittel nach Hause und ich kochte nun für 40 Tage vegan. Hier fand ich vor allem die bunte Vielfalt, welche eine vegane Ernährung bietet wunderbar.
Und das Essen hat mir richtig gut geschmeckt. Die Zubereitung war am Anfang noch etwas herausfordernd und ich habe manchmal sehr lange für die Zubereitung gebraucht. In den 40 Tagen „Fit for vegan –Challenge“ fühlt ich mich fitter, vitaler und auch richtig wohl in meinem Körper. Und es viel mir auch gar nicht schwer auf meine damals geliebten Käse- und die Milchprodukte zu verzichten.
In Kombination mit Yoga und dem wöchentlichen Lauftraining, war ich so fit wie noch nie und es sind auch einige Pfunde dabei gepurzelt. Nun wie oben geschrieben, wollte ich es ja nur die 40 Tage ausprobieren und mich danach wieder vegetarisch ernähren. Der 41. Tag der Challenge viel auf meinen 40. Geburtstag und ich war mit meinem damaligen Freund lecker Essen. Am nächsten Tag ging es mir leider gar nicht gut und ich hatte Magen-Darm-Probleme.
Im Nachhinein war es wohl ein hartnäckiger Novo-Virus. Meine Geburtstags-Party zum 40. Geburtstag verbrachte ich mit Fencheltee und konnte die große Party leider gar nicht genießen. Von meinen Gästen hatte ich mir eine Reise nach Nepal zum Trekking in den Himalaya gewünscht und diese war dann auch bereits zwei Wochen später. Da ich die Reise unbedingt antreten wollte und nun nicht genau wusste ob das vegetarische Essen ggf. an meiner Unpässlichkeit beteiligt war, entschiede ich mich dazu bis nach der Reise weiterhin vegan zu bleiben. Dies war glücklicherweise auch über
meinen Reiseanbieter für die komplette Trekking-Reise möglich.
Während der Reise erholte ich mich wieder schnell von meiner Unpässlichkeit und das Trekking bis zum Annapurna-Basecamp (ca. 4.200 m über dem Meer) konnte ich problemlos meistern.
Nun bin ich seit April 2014 wieder zurück von dieser Reise und habe mich dazu entschieden
weiterhin Veganerin zu bleiben. Es macht mir viel Freude neue vegane Rezepte auszuprobieren, Freunde und Familie dazu einzuladen und ich hatte auch schon ab und an den Gedanken selbst ein veganes Kochbuch umzusetzen. Mal schauen wann ich es in die Tat umsetze.
Meine Empfehlung, wenn du gerne mit Vegan starten möchtest:
Erkundige dich hier gerne im Internet oder z. B. bei Peta wie tierische Lebensmittel durch pflanzliche Lebensmittel ersetzt werden können und wie du dich gut vegan ernähren kannst, damit dein Körper ausreichend mit Eiweiß versorgt ist. Wichtig finde ich auch das Vitamin B12 im Auge zu behalten und dies ggf. mit Tropfen oder Tabletten einzunehmen. Google im Netz nach tollen und einfach Rezepte für den Anfang oder besorge dir ein veganes Kochbuch.
Ganz wichtig finde ich undogmatisch zu bleiben und Nicht-Veganern*innen aufzwängen zu wollen, dass sie ab sofort keine tierischen Produkte mehr zu sich nehmen sollen und ihnen hier Vorhaltungen zu machen.
Mich hat es überzeugt – und ich fühle mich auch heute noch leichter, fitter und klarer und es passt wunderbar zu meinem yogischen Background.
Vegan ist bunt, vegan ist vielfältig – probiere es einfach mal für dich aus.

INA
Ina ist in einen veganen Haushalt reingeboren. Sie kennt es nicht anders, für sie ist vegan das
Normale, weshalb sie auch immer zu tierischen Produkten „unvegan“ sagt.
Erst im Waldorf-Kindergarten, der aber zum Glück vegane Essensoptionen anbietet, hat sie
„unvegane“ Produkte kennen gelernt.
Die ersten 3 Jahre haben wir sie hauptsächlich roh-vegan ernährt, so dass es für sie bis heute das Normalste ist, hauptsächlich frisches Obst, Gemüse und möglichst unverarbeitete Lebensmittel zu essen, auch wenn sie, wie jedes Kind, auch liebend gerne mal Pommes oder vegane
Süßigkeiten, ißt.
Zu Hause ißt sie am liebsten unseren selbst gemachten Cashew-Käse, Quinoa mit gekochter Rote Beete, Karotten und Mais und unser roh-veganes „Schwarzwälder-Beeren-Dessert“.
Auswärts ißt sie am liebsten bei Lisa im Vegan Bandits in Ludwigsburg. Abgesehen davon, dass ihr alles von der Karte riesig schmeckt…insbesondere Pommes mit Burger, liebt sie Lisa und Janni, weil die beiden an Herzlichkeit kaum zu übertreffen en sind!
Ihr veganes Event-Highlight war dieses Jahr die absolut tierfreie Show des Circus Roncalli!
Und ein großer Teil ihres Herzens gehört unserem ehemaligen Straßenhund aus Rumänien, der
natürlich auch vegan im Wechsel mit „Greta“, „Yarrah“ und „Ami dog“ ernährt wird.
Für Ina ist vegan sein, kein Verzicht, schon deshalb, weil es mittlerweile so viele tolle vegane
Produkte gibt und es eigentlich nichts mehr gibt, was man nicht auch in „vegan“ kaufen lann!

JOLINA
Vegan – das Wort welches einige Leute zunächst abschreckt. Oft werde ich gefragt was ich denn überhaupt noch Essen kann und meine Antwort ist immer dieselbe: „So gut wie alles“.
Es gibt so viele verschiedene Obst und Gemüsesorten, warum also immer die 3 gleichen
Fleischsorten essen?
Seit ich vegan lebe habe ich so viel mehr über das Kochen gelernt und so viele neue Gerichte
ausprobiert von denen ich zuvor noch nie etwas gehört habe. Auch Gewürze wie Kala Namak oder Sumach waren mir früher Fremd.
Die Vegane Küche ist so unglaublich vielfältig wenn man sich einmal näher damit beschäftigt.
Ich persönlich bin kein Fan von veganen Ersatzprodukten, viel lieber experimentiere ich herum und mache vegane „Hähnchenkeulen“ aus Reispapier, Jackfrucht und Austernpilzen.
Aber wieso wurde ich überhaupt vegan?
2019 wurde mir von meinem Bruder die Dokumentation „Dominion“ auf Youtube empfohlen. Das was man dort sieht ist so unglaublich schrecklich. Die Dokumentation geht insgesamt 2 Stunden –
ich habe 4 Stunden gebraucht um sie anzusehen weil ich so oft in Tränen ausgebrochen bin und Pause machen musste.
Seit diesem Tag habe ich mich dazu entschieden dieses grausame System nichtmehr zu unterstützen.
Die Umstellung war Anfangs natürlich etwas schwierig aber mit Apps wie „veganstart“ wurde mir die Umstellungen erleichtert. Es gibt auch Einkaufsguides welche alle Veganen Produkte im jeweiligen Supermarkt anzeigen, sodass man nicht stundenlang die Zutatenlisten von sämtlichen Produkten durchlesen muss.
Natürlich war ich nicht von heute auf morgen zu 100% vegan, ich glaube das schafft fast niemand. Zunächst habe ich alle nicht-veganen Produkte in meinem Kühlschrank aufgebraucht.
Sie wegzuwerfen wäre nämlich absolut verschwenderisch gewesen und die Tiere hätten für diese
Produkte umsonst gelitten wenn sie im Müll gelandet wären. Anschließend habe ich meine Küche Stück für Stück mit den veganen „must haves“ wie Hefeflocken, Kala Namak, Leinsamen, Tofu, etc. ausgestattet.
Nach und nach bin ich dann auch bei meinen Kosmetikprodukten auf Vegan umgestiegen. Das dauert je nach Produkt natürlich länger. Man sollte sich bei der Umstellung allgemein keinen Stress machen – es braucht einfach Zeit.
Abschließend kann ich sagen, dass ich mich seit meiner Umstellung viel fitter, gesünder und auch wohler fühle. Ich bin froh diesen Schritt in ein Veganes Leben vor 5 Jahren gemacht zu haben und bereue es nicht.
Das Einzige was ich bereue ist, dass ich nicht schon viel früher vegan geworden bin.

JACQUELINE
Ich denke, es gibt bei jedem Menschen Momente im Leben, in denen man sich fragt, ob der Weg, den man geht, wirklich der richtige ist. Das erste Mal hatte ich diese Überlegung im Jahr 2010, im Alter von 14 Jahren. Ich erinnere mich noch genau, wie ich mit meinen Eltern und meiner Schwester am Mittagstisch saß. Ich starrte in meinen Teller – einer Ladung Spaghetti Bolognese – und in jenem Moment wusste ich, ich würde es nie mehr essen wollen. Vor meinem inneren Auge eine Art Film in dem ich mich wiederfand, auf der Suche nach der Antwort, warum ich das eine Tier esse, während ich das Tier im Raum neben mir regelmäßig liebkose, streichle und mit meinem Leben beschütze.
Vom einen auf den anderen Tag wurde ich also Vegetarierin. Mein Umfeld hielt es für eine Phase und für nicht möglich, aus bloßer Tierliebe auf Geschmack und Genuss zu verzichten.
Doch für mich war es kein Verzicht sondern vielmehr ein ethisches Minimum.
Und so begann ich mich zu belesen und zu recherchieren, und natürlich wollte ich sie alle retten. Sowohl die Tiere als auch all die „blinden“ Menschen die so rücksichtslos weiter ihre tierischen
Produkte essen.
Ich wollte mehr tun als nur Fleisch und Fisch aus meiner Ernährung zu streichen. Also begann ich meine ersten aktivistischen Schritte mit 15 Jahren zu tun, als ich mich im Tierschutzverein anmeldete. Mein Vater und ich gingen jedes Wochenende mit Hunden aus dem Tierheim spazieren.
Im Rahmen dieses Ehrenamts kam ich sowohl mit anderen Ehrenamtlichen als auch mit hauptamtlichen
Mitarbeiter:innen in Kontakt. Eines der Dinge, die mir im Rahmen dieser Tätigkeit auffielen, war die Tatsache, dass die meisten Menschen nicht vegetarisch, sondern vegan waren. Es war für sie keine Ernährungs- sondern Lebensweise. Das beeindruckte mich tief.
Als kleines, schüchternes Mädchen (im Geiste jedoch schon immer Rebellin) suchte ich leider nicht das Gespräch mit Gleichgesinnten, sondern warf sämtliche Suchmaschinen an und begann abermals meine Recherchen. Und wenig überraschend entschloss ich mich kuzerhand dazu, vegan zu werden. Bis heute. Denn wenn es nicht dein Körper und dein Leben ist, dann ist es auch nicht deine
Entscheidung was mit diesem Lebewesen geschieht. Es ist unsere Aufgabe mit unserer Macht
diejenigen zu schützen die keine Stimme haben und nicht für sich einstehen können.
Meine Empfehlungen für Menschen die sich für den Veganismus interessieren:
– klein anfangen
– erstmal Lieblingsgerichte veganisieren, ggf. mit Fleischalternativen experimentieren)
– unvoreingenommen durch die Produktpalette probieren, denn nicht jedes Produkt kann dem persönlichen Geschmack entsprechen 😉
– gemeinsam statt einsam: im Freund:innenkreis nach Verbündeten suchen
– lieb zu sich selbst sein (jeder Schritt hin zum Veganismus zählt!)
zu guter Letzt Girls supporting Girls:
•Anna Fronek
•Isa und Julia – Zucker&Jagdwurst
•Shabnam Rebo – the hungry warrior
•Rosa Roderigo – Rosa kocht grün
Anna Elisie – Vegan Mom
•Diana Scholl
•Rusticarla
•Serayi – Orient trifft vegan
schaut mal bei denen vorbei, machen alle lecki Sachen <3

JULIA
Ich bin in einem 300 Seelen zählenden Pfarrdorf im rauen Nordosten Bayerns aufgewachsen. Die Region war handwerklich und industriell geprägt, vor allem durch die Textilproduktion, die Porzellanherstellung und die Glasproduktion. Es war eine Zeit, in der jedem Kind ein Stück Gelbwurst über die Ladentheke gereicht wurde und in der der Braten mit selbst gemachten Knödeln zum festen Bestandteil des Sonntags gehörte.
Selbstverständlich! Ohne Ausnahme… unhinterfragt, versteht sich.
Nach dem Abitur zog es mich im Jahr 1996 zum Studium nach Bamberg. Kochen konnte ich nicht. Ich hatte mich nie dafür interessiert, obwohl meine Mutter sehr gut gekocht hat. Vor allen Haushaltstätigkeiten hatte ich mich immer erfolgreich gedrückt. Demnach scheiterte der erste Versuch, auf dem antiken Zwei-Platten-Herd in der WG-Küche mein Lieblingsgericht Lasagne zu kochen, kläglich. Ich hatte zuvor meine Mutter angerufen und nach dem Rezept gefragt. Sie versicherte sich, ob es denn wirklich eine Lasagne sein müsste als Einstieg.
Selbstverständlich! Na klar! Was sollte da schon schief gehen?
Auf der Einkaufsliste standen Zwiebeln, Knoblauch, passierte Tomaten, verschiedene Gewürze und Gehacktes „halb und halb“. Als ich das Fleisch mit den Zwiebeln und dem Knoblauch zum Anbraten in die Pfanne gab, nahm das rosa Fleisch langsam eine braun-gräuliche Farbe an. Mir stieg ein Geruch in die Nase, den ich als äußerst unangenehm empfand. Mir wurde schlecht, denn nicht nur Farbe und Geruch irritierten mich. In diesem Augenblick gewann ich die Erkenntnis, dass ich die Körperteile eines Lebewesens in die Pfanne geworfen hatte. Eines Lebewesens, das vor kurzem noch geatmet, geblinzelt und gegrunzt bzw. gemuht hatte. Bis heute kann ich nicht verstehen, warum es so lange gedauert hat, ehe mein Bewusstsein dafür eingesetzt hat. Es war eben „selbstverständlich“ und „normal“.
Dass ich zur Vegetarierin wurde, löste im bisherigen Umfeld – milde ausgedrückt – Unverständnis aus. Anfangs waren es Knödel mit Soße, die mir auf Familientreffen gereicht wurden. Ich drückte ein Auge zu, um nicht unangenehm aufzufallen. Das Erlebnis mit einem überbackenen Toast, der ungewöhnlich rauchig schmeckte, brachte die Wende: „Ja doch… die Toasts sind vegetarisch. Da ist doch bloß ein bisserl Speck drin. Mehr nicht.“
Ab dem Zeitpunkt lebte ich etwa 20 Jahre lang vegetarisch. Sätze wie „bist Du immer noch Vegetarierin?“ und „wann bist (!) du denn wieder normal?“ ließen mich im Laufe der Zeit müde lächeln. Ich ließ mich nicht davon abbringen. Das Leben der Tiere war mir wichtiger. Die Vorstellung, den Körper eines fühlenden Lebewesens zu essen, jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken.
Mit der Geburt meines Sohnes vor zehn Jahren änderte sich vieles in meinem Leben. Ich wusste plötzlich, wie es sich anfühlte, bedingungslos zu lieben. Ich machte mir Sorgen um Dinge, über die ich früher nie nachgedacht hatte. Ich konnte keinen Tatort mehr anschauen, ohne mir ein Kissen vor die Augen zu halten und ich realisierte, dass Kühe nur Milch geben, wenn sie ein Kalb bekommen hatten. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich mir darüber nie Gedanken gemacht. Ich war fest der Meinung, dass Kühe nun mal Milch geben. Ist doch „selbstverständlich“.
Bis ich selbst im Sessel saß mit einer elektrischen Milchpumpe an beiden Brüsten. Denn es klappte in den ersten Tagen nicht mit dem Stillen. Eine Stillberaterin erklärte mir, dass die Milchproduktion nach dem Prinzip „Nachfrage ergibt Angebot“ funktioniert. Der Milchfluss versiegt, wenn das Kind nicht an der Brust saugt. Daher müsste ich regelmäßig abpumpen. Nur so würde mein Kind, sobald das Stillen gelang, die Menge an Muttermilch bekommen, die es brauchte. Also war ich tapfer und pumpte ab, mehrmals am Tag. Die Muttermilch wurde eingefroren. Dazwischen legte ich meinen Sohn immer wieder an, um die Stillerei zu üben. Es dauerte nur zwei Tage und er bekam genug Milch aus meiner Brust.
Ich hatte während des Stillens (das erforderte Geduld) und des Abpumpens viel Zeit zum Nachdenken. Mir wurde bewusst, dass alle Säugetiere nur dann Milch geben, wenn sie ein Kind geboren hatten und dieses nach der Trennung von der Mutter künstliche Ersatzmilch bekam oder geschlachtet wurde. Ich stellte mir vor, wie es für mich wäre, wenn ich diesen Abpump-Horror nicht für mein Kind machen würde, sondern für eine andere Spezies, die es als „selbstverständlich“ sieht, meine abgepumpte Milch in den Kaffee zu schütten oder daraus einen Shake zu bereiten.
Es fiel mir sehr leicht, mich von Produkten mit Milch und Ei zu verabschieden. Ich musste keine Horrorvideos aus dem Schlachthof schauen, keine geschredderten Küken und keine schmerzhafte Trennung eines Kalbs von seiner Mutter sehen. Mir reichte es schon, über diese „Selbstverständlichkeiten“, die kein Mensch so genau wissen will, zu lesen. Dabei hatte ich mein Kind im Arm und die Gewissheit im Herzen, dass Mutterliebe nicht nur eine menschliche Empfindung ist. Und wie grausam es ist, einer Mutter ihr Kind wegzunehmen.
Seit 2015 lebe ich vegan. Für mich ist es selbstverständlich.
Was empfiehlst du jemandem, der gerne mit der veganen Ernährung starten möchte?
Mach’s einfach. Ganz „selbstverständlich“: keine fancy Zutaten, keine komplizierten Gerichte. Es gibt vieles, was eh schon vegan ist. Nimm deine Lieblingsrezepte und ersetze Butter mit veganer Butter, das Ei im Kuchen mit einem Esslöffel Leinsamen oder experimentiere mit Tofu.
„Tofu schmeckt aber nicht“ – „Sorry, aber wenn dein Tofu nicht schmeckt, dann kannst du einfach nicht kochen“.
Such nach Gleichgesinnten, lass dir Tipps und Rezepte geben, geh spielerisch an das Thema vegan heran. Es soll Spaß machen, schmecken und sich leicht anfühlen.
Schritt für Schritt – für dich, für die Tiere, für den Planeten. Go vegan

Vielen Dank für eure Teilnahme, eure Geschichten und euren Besuch bei der Ausstellung! Ich und kann schon so viel verraten: vegan- my story 2.0 wird es 2026 nochmal geben! Wer also Lust hat mitzumachen, darf sich gerne bei mir melden!
xoxo, Julia